Mittwoch, 7. September 2011

Ein Projekt von Bärbel Rothhaar an der Martin-Buber-Oberschule, Berlin-Spandau


In einem dialogischen Feld eröffnen wir Zugänge zur zeitgenössischen Kunst mit den Mitteln der künstlerischen Intervention, der Installation und der Performance. Unter dem Motto: „Alles ist Material“ werden Reflexionen über den „Lebensraum Schule“ ermöglicht, künstlerische Prozesse werden erfahrbar und sichtbar gemacht

Beteiligt sind die Wahlpflicht-Kurse der 7. Klasse, Frau Förster 
und der 9. Klasse, Herr Kliche

Definition Black Box: Eine Black Box oder Flugschreiber ist ein an Bord von Flugzeugen mitgeführtes Aufzeichnungsgerät, das relevante Flugdaten und Stimmen aufzeichnet.
Den Begriff gibt es aber auch in Kybernetik und Systemtheorie. Als Black Box bezeichnet man hier ein (möglicherweise sehr komplexes) System, von welchem im gegebenen Zusammenhang nur das äußere Verhalten betrachtet werden soll. Die innere Struktur mag bekannt sein; solche Kenntnis darf aber nicht benutzt werden (etwa weil ein Nachfolgemodell innen anders gebaut sein darf). Man beschränkt sich bei der Untersuchung und Beschreibung auf die Messung der Input-Output-Beziehungen (EVA-Prinzip).

Im ersten Unterrichtsabschnitt (September und Oktober) wird es darum gehen, dass die Schüler ihren Lebensraum Schule mit allen fünf Sinnen erkunden. Jeder Unterrichtstermin wird einem anderen Sinnesorgan gewidmet sein. Danach werden wir Kombinationen der verschiedenen Sinne erproben, um dann später Ideen für Installationen und Performances zu entwickeln.



TASTEN...................................................5. und 12. September 2011

Aufgabe ist es, die Schule – Innenräume wie Außenräume - nur durch den Tastsinn zu erkunden. Es werden Teams von je 2 Schüler/innen gebildet. Eine Person trägt eine Augenbinde und wird von der anderen Person geführt. Die führende Person muss darauf achten, dass bei Stufen, Treppen etc keine Unfälle passieren.

Der/die „Tastende“ wird zu bestimmten Stellen geführt, tastet und beschreibt die Sinnesempfindung. Der/die Führende protokolliert im Fragebogen.

Die Protokolle werden von Bärbel Rothhaar ausgewertet, künstlerisch weiterverarbeitet und den Klassen in einer Form zurück gemeldet, dass ein Dialog zwischen allen Beteiligten entsteht.

Die Black-Box-Augenbinden 

Überraschendes Tasterlebnis: Eine Nacktschnecke 


ein großer stein ist extrem rau sandig und enthält figuren eine mosaikbank besteht aus scherben die sind eckig haben spitze kanten und zwischen den steinen ist es feucht die zwischenräume fühlen sich mehlig an man kann darauf sitzen aber sie fühlt sich kalt an ein zaun ist kalt schmal glatt scharfkantig und wackelt bei berührung die wand ist rau porös und nagelfeilenähnlich und irgendwas an ihr fühlt sich pieksig an der brunnen ist auch rau hat viele einzelne teile löcher und ecken dazwischen hängen spinnweben oben ist eine kante julias haare sind haarig lockig und weich und sie fühlen sich schön an der busch hat komische stränge und man kann ihn biegen eine pflaume ist wabbelig glatt weich zerquetschbar die blume dagegen ist nass kalt und schwammig das gras ist hart glatt flauschig zum teil aber auch weich es biegt sich auf dem mülleimer ist Wasser und man kann musik drauf spielen hier sitzt auch eine nacktschnecke sie ist glitschig feucht und klebrig eine pfütze ist nass kalt flüssig und sandig herumliegendes papier ist zerknüllt und leicht die tür ist etwas rau und zerkratzt der griff der eingangstür ist glatt und fest und etwas eckig ein lichtschalter ist schmierig und hart toilettenpapier ist rau, weich – oder doch eher glatt der papierspender ist glatt und hohl wasser ist nass und kalt eine couch ist bequem gepolstert weich und faltig

(Als wir die Augenbinden abgenommen haben, haben unsere Augen gebrannt.)



Weitere Aufgabe der Klassen: Mit verbundenen Augen zeichnen und dabei den Gegenstand nicht „realistisch“ darstellen, sondern die Tastempfindung direkt in Zeichnung übersetzen.



Hören...................................................12. und 19. September 2011


Geht alleine oder in Gruppen durch Eure Schule und hört aufmerksam auf Geräusche. Ihr könnt sie mit dem Handy oder mit einem Tonaufnahmegerät aufnehmen. Achtet dabei auf Geräuschzonen – wo sind Geräusche unangenehm und stressig, wo wiederholen sich Geräusche, wo ist Interessantes und Überraschendes zu hören? Kann daraus Musik entstehen?


- Fußstapfen, - klackern und  -schlurfen, Treppen laufen
- Gerede/Stimmen von Lehrern und Schülern, Cafeteria-Gespräche, Pausenkrach
- vor den Klassentüren lauschen
- Fahrradklinge, Pfeifen
- Wasserhahn und Toilettenspülung
- Schreiben und Kratzen auf der Tafel
- Türen und Fenster gehen auf und zu
- Wassertropfen fallen in eine Regentonne im Schulgarten
- am Busch rütteln, Wasser fällt runter
- Echo in der Eingangshalle
- Quietschen eines drehbaren Kunstwerks
- Bauarbeiten
- Kickerspielen
- auf Metallteil springen
- Müllcontainer zumachen

Riechen........................................................ 19. September 2011

1. Welche Gerüche magst Du?
2. Welche Gerüche kannst Du nicht ausstehen?
3. Welche Gerüche wecken bestimmte Erinnerungen? Nenne ein Beispiel.
4.  Welche Gerüche sind speziell in Deiner Schule zu finden?
5. Sammle in einem Marmeladenglas eine Geruchsprobe in Deiner Schule.


In kleinen Teams ziehen die Schüler los, um Duftproben in der Schule einzusammeln.
Sie bringen: Curry – Kaffeepulver – Kamille – Gras – Erde und Unterholz – und einen Champignon, den sie neben dem Schultor gefunden haben. 

Außerdem berichten sie von Gerüchen nach gemähtem Gras, verfaultem Kompost, Müll und Zigarettenkippen (außerhalb des Schultores). In den Toiletten wurde Uringeruch ausgemacht, in den Klassenräumen stickige Luft, Papier und Schweißgeruch, außerdem der Geruch von Kreide, sowie etwas, das jemand als „Lerngeruch“(!) bezeichnet. Die besten Gerüche sind wohl in der Cafeteria zu finden. Hier riecht es nicht nur nach dem bereits erwähnten Kaffee und Curry, sondern auch nach Gebackenem, wie Brezeln, Brötchen und nach Pfefferminztee.


Was ist ein Lerngeruch?
Könnten wir ein Parfüm herstellen, das so riecht?

Schmecken........................................................ 17. Oktober 2011

1. Übung: „Kooperatives Frühstück“ in der 7. Klasse
Heute ist der erste Tag nach den Herbstferien und ich erwarte mit Spannung, ob die Unterrichtsvorbereitungen geklappt haben. Und tatsächlich – die meisten Schüler haben Sachen für das Frühstück dabei. Wer es vergessen hat, kauft sich schnell noch etwas in der Cafeteria. Einige ganz gut organisierte haben sogar Dosen mit verschiedenen Gewürzen und Fläschchen mit Zitronensaft mitgebracht, um zusätzliche Geschmacksanregungen zu geben.

Nachdem wir den Tisch gedeckt haben (na ja, es stehen v.a. die Plastik-Flaschen und Frühstücksboxen da), beginnen wir das „Kooperative Frühstück“, indem wir die Handgelenke zum jeweiligen Nebenmann / -frau zusammenbinden. Diese ungewöhnliche Situation wird mit Humor und manchmal auch etwas Widerwillen aufgenommen. Es ergeben sich viele spielerische Situationen beim Essen und Trinken. Manches, wie das Aufschrauben von Flaschen, ist schwierig und erfordert Kooperation mit den anderen.

Die Kinder versuchen schließlich, als zusammengebundene Gruppe zu klatschen. Das geht nur, wenn jeder zweite klatscht, dann pausiert, um die anderen klatschen zu lassen. Genial!

 
Feedback:
Die meisten fanden es ungewohnt und umständlich, aber auch spannend und witzig. Sie haben sich als kooperierend mit dem Nachbarn empfunden. Eine Schülerin fand es nicht so toll, eine andere würde es gerne öfter machen.

Nun geht es um verschiedene Geschmackserlebnisse. Wo sind die Zonen auf der Zunge, die die Geschmackempfindungen von Süß – Salzig – Sauer - Bitter schmecken können? Was brauchen wir noch, um etwas verfeinert zu schmecken? – Richtig: die Nase! Denn die Aromen der Nahrungsmittel steigen vom Rachenraum in die Nase hoch. Wenn man Schnupfen hat, kann man viel weniger schmecken.


Eine Umfrage:
1. welche Geschmackserlebnisse magst Du und was ist Dein Lieblingsessen?
Die meisten mögen süße und saure Nahrungsmittel, Nudeln und Lasagne sind beliebt, ebenso wie Milchreis. Eher ausgefallene Lieblingsessen sind Borscht und Sushi.
2. Welchen Geschmack kannst Du nicht ausstehen? Welche Gerichte magst Du nicht?
Viele sind empfindlich gegen scharfes und fast alle lehnen bitteren Geschmack ab. Verschiedene Kohlsorten, Spinat, Pilze und Leber werden oft genannt.


 Schließlich werden noch die Augen verbunden und die Schüler müssen verschiedene Geschmacksproben erraten.


SEHEN – und Malen in Verbindung mit den anderen Sinnen am 24.10.2011
Ein ganz besonderer Grundstoff für Farben: Gummibärchen werden über Nacht eingeweicht.
So entsteht das Bindemittel für Aquarellfarbe, das wir mit Pigmenten vermischen.Dabei gibt es eine chemische Reaktion zwischen Pigment und Gummibärchen – es riecht plötzlich nach faulen Eiern! 
Als Sinnesanregung für das freie Malen dienen außerdem Musik von Vivaldi, afrikanische Musik und verschiedene Gerüche. Ein zweiter Schritt ist das Malen in der Gruppe.
 Auch die 9. Klasse experimentiert mit Malerei in Verbindung mit anderen Sinnen. Aroma und Geschmack verschiedener Früchte werden übersetzt in Farbtabellen und Formen. 






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